Passives Trinken – gibt es das?
Du kennst es vielleicht auch? Du trinkst keinen Alkohol, oder du hast aufgehört Alkohol zu trinken, aber auf Familienfesten, an Weihnachten, in der Kneipe … fast alle um dich herum trinken Alkohol und du bist dem ausgesetzt.
Stell dir vor, alle um dich herum würden kiffen, Pillen schmeissen und Lines ziehen. Was würdest du denken, wenn du in so einem Lokal z.B. mit deinem Kind wärst?
Bei Alkohol sind wir grundsätzlich viel entspannter, wenn Leute um uns herum diesen Stoff konsumieren. Es ist völlig normal für uns, dass Leute um uns herum Alkohol trinken. Die meisten von uns wachsen sogar in so einer familiären Situation auf. Aber ist das richtig so? Oder sollten wir das mal hinterfragen?
Passives Trinken vs. Passiv Rauchen
In Lokalen, in denen geraucht wird, sind Nichtraucher*innen oft ungewollt dem Rauch ausgesetzt. Dass Passivrauchen die Gesundheit gefährdet, ist seit Langem bekannt. Forscher*innen des Münchner Instituts für Therapieforschung (IFT) haben aber nun einen ähnlichen Effekt in Bezug auf „Passivtrinken“ herausgefunden.
Eine Analyse, veröffentlicht im Fachblatt „BMC Medicine„, verdeutlicht: Wenn Menschen Alkohol konsumieren, hat ihr Verhalten Auswirkungen auf andere:
- Betrunkene Autofahrer verursachen im Straßenverkehr tödliche Unfälle
- Alkohol spielt oft eine Rolle bei Gewalttaten
- werdende Mütter, die Alkohol trinken, schädigen ihre ungeborenen Kinder.
Passivtrinken: Alkoholkonsum und seine Folgen für andere
Alkoholkonsum betrifft nicht nur diejenigen, die trinken, sondern kann auch erhebliche Auswirkungen auf Menschen haben, die nicht selbst trinken. Dieses Phänomen, das als „Passivtrinken“ bezeichnet wird und an das Konzept des „Passivrauchens“ erinnert, zeigt die potenziellen Gefahren des Alkoholkonsums anderer auf. In diesem Blog-Artikel werden die verschiedenen Aspekte des Passivtrinkens beleuchtet und die Auswirkungen auf unterschiedliche Personengruppen diskutiert.
Ungeborene und Schwangere: Gefahr für die Entwicklung
Eine besorgniserregende Form des Passivtrinkens tritt auf, wenn schwangere Frauen Alkohol konsumieren. Der Alkohol, den sie trinken, gelangt auch in den Organismus des ungeborenen Kindes. Dies kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Entwicklung des Fötus haben, insbesondere auf das Gehirn und das Nervensystem. Bereits kleine Mengen Alkohol während der Schwangerschaft können zu geistigen und körperlichen Behinderungen des Kindes führen. Ein Informationsdefizit über diese Gefahr und der Schwierigkeit, auf Alkohol zu verzichten, machen Unterstützung für schwangere Frauen unerlässlich.
Kinder und Angehörige: Eine unsichtbare Last
Auch Angehörige von Menschen mit Alkoholproblemen leiden unter den Auswirkungen des Passivtrinkens. Sie fühlen sich oft machtlos, verantwortlich und nicht ernst genommen. In extremen Fällen können sie sogar körperliche oder sexuelle Gewalt erleben. Finanzielle Belastungen, Schuldgefühle, Scham, Trauer und Verlust sind häufige Begleiterscheinungen. Kinder, die mit alkoholkranken Eltern aufwachsen, leben in emotional instabilen familiären Umgebungen, geprägt von geringer Verlässlichkeit und häufigen Konflikten. Dies kann die Entwicklung der Kinder erheblich beeinträchtigen und das Risiko für Suchterkrankungen und andere psychische Probleme erhöhen.
Passivtrinken im Straßenverkehr: Gefahr für alle
Selbst im Straßenverkehr kann Passivtrinken schwerwiegende Folgen haben. Bereits geringe Mengen Alkohol am Steuer beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit. Ab einem Promillewert von 0,3 oder höher wird das Sehfeld eingeschränkt, und die Fähigkeit, Entfernungen einzuschätzen, ist beeinträchtigt. Bei Unfällen unter Alkoholeinfluss sind oft nicht nur die Fahrer, sondern auch unschuldige Menschen betroffen. Die Folgen können lebenslang anhalten, selbst wenn die Betroffenen überleben.
Passivtrinken am Arbeitsplatz: wirtschaftliche und soziale Belastungen
Alkoholkonsum am Arbeitsplatz kann erhebliche wirtschaftliche und soziale Belastungen nach sich ziehen. Schätzungsweise konsumieren 5% der Erwerbstätigen problematische Mengen Alkohol, weitere 5% sind alkoholabhängig. Dies kann zu Produktivitätsausfällen, Mehrarbeit für Kollegen, Arbeitsunfällen und Qualitätsverlusten führen. Da Alkohol die Konzentration und das Urteilsvermögen bereits ab einem Promillewert von 0,2 einschränkt, ist der Alkoholkonsum in den meisten Betrieben untersagt.
Botschaft zum Alkoholkonsum
Die Botschaft ist klar: Passivtrinken hat erhebliche Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen. Die Sensibilisierung für diese Problematik und die Bereitstellung von Unterstützung sind von entscheidender Bedeutung, um die negativen Folgen des Alkoholkonsums für die Gesellschaft zu minimieren. Und denke daran, wenn du unterwegs bist: Kein Alkohol am Steuer – das schützt nicht nur dich, sondern auch andere.
Als Elternteil Vorbild sein
Liebe Eltern, Ihr seid die ersten und wichtigsten Vorbilder für eure Kinder. Euer Verhalten und eure Werte prägen ihre Entwicklung und beeinflussen maßgeblich, wie sie sich in der Welt zurechtfinden. Daher ist es von großer Bedeutung, sich bewusst zu sein, wie ihr euch verhaltet, wie ihr Konflikte löst und wie ihr mit Stress umgeht.
Zeigt euren Kindern, wie man Respekt, Empathie und Verantwortung gegenüber anderen Menschen und der Umwelt zeigt. Euer Umgang mit Alkohol, Tabak und anderen Substanzen hat ebenfalls Einfluss auf ihre Einstellung dazu. Überlegt, welches Vorbild ihr sein möchtet und welche Botschaften ihr vermittelt.
Kommuniziert offen mit euren Kindern über die Risiken und Konsequenzen von Alkoholkonsum. Gebt ihnen das Selbstvertrauen, „Nein“ zu sagen und gesunde Entscheidungen zu treffen. Eure Unterstützung und euer Verständnis sind entscheidend. Aber wichtig: Überdenkt euren Alkoholkonsum im Beisein eurer Kinder!
Denkt daran, dass euer Verhalten nicht nur eure Kinder beeinflusst, sondern auch die Gesellschaft von morgen mitgestaltet. Seid euch eurer Vorbildfunktion bewusst und setzt ein positives Beispiel, damit eure Kinder gesunde, verantwortungsvolle und werteorientierte Erwachsene werden.
Wenn ihr Fragen habt, kontaktiert mich gerne!