Die Erstellung des ersten weiblichen Crashtest-Dummys in Schweden

Der erste weibliche Crashtest-Dummy aus Schweden erfreut Autobauer*innen und Fahrer*innen allgemein.

Die Verkehrssicherheit ist ein zentrales Anliegen für Autobauer und Verkehrsbehörden auf der ganzen Welt. Um die Sicherheit von Fahrzeugen und Insassen zu gewährleisten, spielen Crashtest-Dummies eine entscheidende Rolle bei der Simulation von Unfällen und der Bewertung von Sicherheitsvorkehrungen.

Bis vor Kurzem gab es jedoch einen entscheidenden Mangel: Es gab schlichtweg keinen weiblichen Crashtest-Dummy. Doch das hat sich geändert, dank einer schwedischen Ingenieurin namens Astrid Linder.

In diesem Artikel werfe ich einen Blick auf die bahnbrechende Entwicklung des ersten weiblichen Crashtest-Dummys aus Schweden, der die Verkehrssicherheit für Frauen und Männer gleichermaßen verbessern wird.

Crashtest-Dummies

Crashtest-Dummies spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Verkehrssicherheit auf Europas Straßen. Diese lebensgroßen Puppen sind mit Sensoren ausgestattet, die Daten für die Unfallforschung liefern, um Fahrzeuge sicherer zu gestalten.

Bis vor Kurzem war die Existenz spezifisch weiblicher Crashtest-Dummies jedoch äußerst rar. In der Regel wurden lediglich verkleinerte Versionen der männlichen Dummies verwendet, ohne die tatsächlichen Unterschiede in Form und Physiologie zwischen den Geschlechtern zu berücksichtigen. Mit dem ersten weiblichen Crashtest-Dummy aus Schweden soll sich das ändern.

Astrid Linder: Die Entwicklerin des SET 50F-Dummys

Astrid Linder und ihr SET 50F-Dummy
Astrid Linder und ihr SET 50F-Dummy, Foto aus eldiario.es

Die schwedische Ingenieurin Astrid Linder hat nun den ersten weiblichen Crashtest-Dummy entwickelt, der als „SET 50F“ bekannt ist. Dieser lebensnahe Dummy wird derzeit in einem Lagerhaus etwa 200 Kilometer südlich von Stockholm für Crashtests verwendet. Hierbei wird er auf Geschwindigkeiten von 16 km/h beschleunigt und in simulierten Unfällen getestet.

Der SET 50F-Dummy ist 162 Zentimeter groß und wiegt 62 Kilogramm, was im Vergleich zu den männlichen Crashtest-Puppen eine Größenunterschied von 15 Zentimetern und ein Gewichtsunterschied von 15 Kilogramm darstellt.

Was ist der Unterschied zu männlichen Crashtest-Dummys

Während eines Crashtests wird deutlich, wie sehr sich der weibliche Dummy von seinem männlichen Gegenstück unterscheidet. „Die Nackenmuskulatur von Frauen ist normalerweise schwächer“, erklärte Tommy Petterson, einer von Linders Kollegen am schwedischen National Road and Transport Research Institute (VTI), während einer Demonstration.

Darüber hinaus sind die Schultern der weiblichen Puppe tiefer und die Hüften breiter. Diese Unterschiede haben erhebliche Auswirkungen bei Unfällen, selbst wenn sie nicht lebensbedrohlich sind, können sie zu langanhaltenden Beeinträchtigungen führen.

Die Bedeutung der Nackenmuskulatur bei Frauen

Eine Studie aus dem Jahr 2019 ergab, dass Frauen bei Frontalkollisionen um 73 Prozent häufiger verletzt werden als Männer. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall ein Schleudertrauma zu erleiden, aufgrund der Anatomie des Halses und der Gestaltung der Nackenstützen in Autos doppelt so hoch.

Die Rolle von Crashtest-Dummies in der Unfallforschung

Obwohl der Automobilhersteller Volvo in Schweden bereits weibliche Crashtest-Dummies verwendet, ist ihr Einsatz in Europa nicht verpflichtend.

Astrid Linder hofft jedoch, dass sich diese „Kultur“ ändern wird und der Einsatz weiblicher Crashtest-Dummies bald obligatorisch wird.

Marion Seidenberger, Verkehrspsychologin beim Österreichischen Automobil, Motorrad und Touring Club (ÖAMTC), setzt sich ebenfalls schon länger für die Verwendung weiblicher Crashtest-Dummies ein, da andernfalls keine zuverlässigen Daten zu den körperlichen Folgen von Unfällen für die Mehrheit der Frauen im Straßenverkehr erhoben werden können.

Physiologische Unterschiede: Männlich vs. Weiblich

Im Rahmen des EU-Projekts VIRTUAL entwickelte man in Graz das erste Modell einer „Durchschnittsfrau“ für Simulationen zur Fahrzeugsicherheit. Es könnte sich künftig mehr in Richtung Computersimulationen bewegen, da diese auch Situationen außerhalb der „Standard-Szenarien“ berücksichtigen können. Dies ist ein bedeutender Schritt hin zu einer sichereren Verkehrsumgebung, die die verschiedenen Körpertypen und -merkmale von Menschen angemessen berücksichtigt.

Zusammenfassung: Eine umfassendere Herangehensweise an die Verkehrssicherheit

Die Entwicklung des ersten weiblichen Crashtest-Dummys ist ein wichtiger Schritt, um die Verkehrssicherheit für alle zu verbessern und Unfälle zu reduzieren. Es ist zu hoffen, dass diese Initiative Schule macht und dazu beiträgt, dass zukünftige Fahrzeuge besser auf die Bedürfnisse und Unterschiede beider Geschlechter abgestimmt sind.

Hast du Fragen dazu?

Literaturhinweise

  1. https://quo.eldiario.es/motor/q2308554569/hay-dudas-de-si-los-coches-protegen-igual-a-hombres-y-mujeres/
  2. https://futurezone.at/science/schweden-crashtest-dummy-weiblich-frau-auto-verkehrssicherheit/402606170

Call Now Button